INTERVIEW MIT LISA-MARIE DOZIER

Wer steuert das Coporate Social Responsibility (CSR) Thema bei der Maier Sports GmbH?

Lisa-Marie Dozier hat ihren Bachelor of Textil- und Bekleidungstechnik in Albstadt absolviert und ist seit 2018 bei der Maier Sports GmbH angestellt. Ihr Background liegt im Produktionsmanagement und genau in diesem Bereich startete sie auch durch, bis im Unternehmen, im August 2021 eine eigenständige CSR Abteilung geschaffen wurde. Lisa-Marie Dozier füllt diese, direkt an die Geschäftsführung angegliederte Stabstelle, höchst motiviert und ideenreich aus. Die Gründung dieser Abteilung sowie die Positionierung im Organigramm, sind ein klares Statement der Geschäftsführung. Beides unterstreicht den hohen Stellenwert, den das CSR Thema bei der Maier Sports GmbH hat.

Wir hatten uns zum Interview verabredet, Lisa-Marie Dozier, Marina Dieterle (Social Media Managerin bei Maier Sports) und Heidi Kreusel (GONSO Pressebüro). Vom strahlenden Wetter inspiriert, entschieden wir spontan, uns nicht im Büro, sondern im Freien zu treffen, um gemeinsam auf die Limburg bei Weilheim an der Teck zu wandern. Für uns drei Outdoor-Begeisterte genau das Richtige.

Lisa-Marie Dozier


Prägende Eigenschaften:

- Aufgewachsen in einer naturbegeisterten Familie
Walldorfschule durchlaufen
- Im Alter von 15 Jahren für ein Jahr in den USA gelebt
- Textil- und Bekleidungstechnik Studium in Albstadt
- Seit 4 Jahren mit einem US-Amerikaner aus Texas verheiratet
- Vor 2 Jahren Mutter eines Sohnes geworden
- Seit 12 Monaten CSR Verantwortliche bei Maier Sports


Meine Energiequellen:

- Natur
- BBQ
- Familie
- Aktive, positive Menschen
- Neues ausprobieren
- Reisen
- Freunde

DAS INTERVIEW

Die Position ist relativ neu. Heißt das, dass das CSR Thema bei euch im Unternehmen vorher nicht bearbeitet wurde?

Lisa-Marie lacht und schüttelt vehement den Kopf.

Nein, CSR ist bei der Maier Sports GmbH bereits seit Jahren auf der Agenda. Es war bisher im Produktionsmanagement verankert und wurde dort mitbetreut. Teilweise hatte ich bei diesem Thema bereits mitgewirkt. Neu ist, dass wir es wesentlich stärker in den Fokus gerückt haben. Wir möchten uns als Unternehmen der Verantwortung stellen und haben uns bewusst entschlossen nicht nur zu reagieren, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern proaktiv positive, nachhaltige Veränderungen in allen Unternehmens-Bereichen voranzutreiben.

Welche Schnittstellen hast du im Unternehmen?

Die Passion ist Lisa-Marie sofort anzusehen. Sie bleibt an unserem steilsten Wegabschnitt stehen und verdeutlicht ihre Aussagen mit einer ruhigen, aber bestimmten Gestik.

Zu strategischen Themen stimme ich mich direkt mit unserer Geschäftsführung ab. Im Besonderen mit Simone Mayer, die als CEO die Bereiche Produkt, Produktion und Logistik verantwortet. Dadurch haben wir sehr kurze Wege und können schnelle Entscheidungen treffen. Allerdings ist das gesamte CSR Thema ein höchst komplexes Thema, das ganzheitlich betrachtet werden muss und genau das macht die Aufgabe so spannend und vielfältig. Wichtig ist, dass wir bei diesem Herzensthema alle die selbe Philosophie verfolgen.

In der Projektarbeit habe ich dann zu jedem unserer Standorte, ob zum Headquarter oder den einzelnen Produktionsstätten, zu jeder Abteilung und zu jedem meiner Kolleginnen und Kollegen Schnittstellen, da das Thema alle im Unternehmen Beschäftigten betrifft und auch alle involvieren soll.

Und wie geht ihr das komplexe Thema an? Was habt ihr euch vorgenommen?

Wir haben einen 3-Jahresplan initiiert, in dem wir 11 verschiedene Themen mit Projekten fixiert und priorisiert haben. Bei Themen, bei denen es uns mit unserem heutigen Wissenstand bereits möglich war, haben wir Ziele, die wir innerhalb der nächsten drei Jahre erreichen möchten, definiert. Diese haben wir bewusst ambitioniert, aber realistisch gesteckt. Für manche Bereiche, haben wir uns entschlossen vorab eine IST-Analyse - durch externe Servicedienstleister - durchführen zu lassen. Diese Auswertungen werden uns zeigen, wo wir heute stehen, um entsprechende Ziele für die Zukunft überhaupt fixieren zu können. Ab Oktober greifen wir beispielsweise unsere Klimastrategie, bezüglich der CO2 Reduktion, so auf.

Wie seid ihr bei der Themenfindung vorgegangen und welche weiteren Themen habt Ihr fixiert?

Anfangs haben wir uns die generelle Frage gestellt: wie leben wir CSR heute und wie wollen wir das Thema in Zukunft leben? Dafür haben wir eine Gewichtung der Hauptkategorien vorgenommen und uns entschieden 70 % Umweltthemen und 30 % soziale Themen anzugehen. Daraufhin haben wir unsere vielen Ideen geclustert, priorisiert und in den nachfolgend skizzierten 11 Projekten definiert.

Warum habt ihr euch für diese 70:30 Gewichtung bei den Schwerpunkten entschieden?

Beide Bereiche, Umwelt und Soziales, sind enorm wichtig, facettenreich und eng miteinander verwoben. Die soziale Nachhaltigkeit ist langfristig von ökologischer Nachhaltigkeit abhängig. Durch unsere über 10-jährige Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation (FWF), werden sehr viele Themen des sozialen Bereichs, bereits aktiv bearbeitet und überprüft. Beispielsweise, werden unsere Produktionsstätten bereits seit Jahren regelmäßig auditiert. Für diese Audits werden die Fabriken im Schnitt alle 3 Jahren von der FWF besucht. In diesem Zuge, werden auch Arbeiterinnen und Arbeiter interviewt. Allerdings nicht während der Arbeit, sondern privat, sodass sie sich ohne Druck oder Ängste, frei zu den Arbeitsverhältnissen in ihrem Unternehmen äußern können.

Durch diese weitreichenden, in klaren Prozessen eingespielten Engagements haben wir bereits viel in der sozialen Nachhaltigkeit installiert. Nun gilt es zwingend in den ökologische Themen nachzuziehen. Deshalb widme ich mich aktuell intensiver den Umweltthemen, die mir auch sehr am Herzen liegen, um diese direkt voranzutreiben.

Ist der 3-Jahresplan fix und ist das Gesamtprojekt somit in 3 Jahren abgeschlossen?

Der Plan ist auf keinen Fall statisch – zum einen wird er jedes Jahr um ein weiteres Jahr fortgeschrieben und zum anderen auch während der Prozesse permanent hinterfragt, überprüft, adaptiert und weiterentwickelt. Die Vision geht ganz klar über einen 3-Jahresplan hinaus. Wir werden viele Etappenziele erreichen, aber es werden fortlaufend immer neue Ziele definiert werden und wir werden uns zukünftig mit Themen befassen, von denen wir heute noch nichts ahnen können.

Wie wird das Thema CSR zu den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommuniziert?

Aktuell machen sich die Geschäftsleitung, die Leiterin der Produktionsüberwachung und des Prouktionsmanagements und ich uns intensive Gedanken, wie wir das Thema in unseren Produktionsstätten bestmöglich und am erfolgsversprechenden platzieren und forcieren. Im nächsten Schritt sondieren wir diese und werden sie in Wünsche umformulieren, die wir in geplanten Kick-off Meetings mit den Verantwortlichen der Produktionsstätten durchsprechen werden. Parallel sensibilisieren und motivieren wir aber auch alle Kolleginnen und Kollegen in unserem Headquarter in Köngen für den gesamten CSR Bereich. Bei diesen Terminen kommunizieren wir unsere Vorstellungen, wie wir beispielsweise CSR in Zukunft gemeinsam leben möchten und präsentieren den 3 Jahresplan. Darüber hinaus möchten wir aber auch Themen mit einbringen, wie wir gemeinsam eine bessere Kommunikation mit unseren Lieferanten erzielen können – also es werden nicht nur CSR basierte Themen auf der Agenda stehen.

Wie leitest du die Umsetzung der einzelnen Projekte ein und durch wen werden sie umgesetzt?

Das Thema kann nicht hierarchisch von oben nach unten oder von außen nach innen vorgegeben werden - das wäre zum Scheitern verurteilt. Es muss von innen nach außen gelebt werden. Deshalb sind meine wichtigsten Aufgaben, jeden Kollegen und jede Kollegin für dieses Thema zu motivieren, zu begeistern und das Bewusstsein zu sensibilisieren. Es ist wichtig, dass ich einen Rahmen für eine Kommunikationsebene schaffe, in dem sich alle wiederfinden und in dem auch Missstände offen angesprochen werden können.

Jeder meiner Kollegen und Kolleginnen ist in den Aufgaben, Prozessen und Themen die er oder sie bearbeitet so tief drin und kennt die Abläufe. Es ist uns bereits gelungen, die CSR-Leidenschaft zu entfachen. Alle durchleuchten ihre Arbeitsbereiche, erkennen Potentiale und wir bekommen tolle interne Verbesserungsvorschläge in punkto Nachhaltigkeit. Das ist ein super spannender Prozess.

Für CSR braucht es unbedingt leidenschaftliche, authentische Personen, die erkannt haben wie brisant das Thema ist. So werden wir in Zukunft noch viel mehr gemeinsam erreichen und bewegen können.

Lisa-Marie Dozier

Gibt es schon Beispiele von internen Vorschlägen, die bereits umgesetzt wurden?

Die CSR Verantwortliche strahlt übers ganze Gesicht und berichtet begeistert.

Ja, wir bekommen immer wieder und zum Glück auch immer öfters Vorschläge zur Verbesserung. Ein Ergebnis daraus ist beispielsweise, dass jeder in unserem Nähsaal reparierte Artikel, inzwischen eingewickelt in einem Papier, anstatt in eine Plastiktüte verpackt, unser Haus wieder verlässt. Wir kommunizieren das auf einem Flyer den wir Beilegen, um noch mehr Menschen - auch außerhalb unseres Unternehmens - für die Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

Welches Thema priorisierst du für dich oder von welchem erwartest du dir am meisten?

Lisa Marie überlegt kurz, lässt ihren Blick in Richtung Drei Kaiserberge schweifen und liefert gleich nachvollziehbare Gründe mit.

Jedes Thema verdient eine Priorisierung und von jedem erwarten wir uns auch ein nachhaltiges Ergebnis. Allerdings hat für mich persönlich das „Better Together“ Thema eine immense Schlüsselfunktion. Mit „Better Together” verfolgen wir das Ziel die Beziehung, das gegenseitige Verständnis und die Kommunikation zwischen und innerhalb unserer Standorte zu verbessern. Durch eine offene, transparente Unternehmenskultur, möchten wir die Blickwinkel öffnen, um auch kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und im Idealfall Chancen in Synergien zu transformieren.

Wenn uns das gelingt, können Missverständnisse ausgeschlossen werden und wir haben eine erfolgsversprechende Basis für die Platzierung und Akzeptanz sämtlicher Themen - weltweit – auch für CSR Themen.

Was erhoffst du dir in 3 Jahren?

Dass wir effektive, nachhaltige Verbesserungen in allen Bereichen erzielt haben und insgesamt bewusster agieren. Dass wir in jedem Fachbereich eine Person als CSR Ansprechpartner haben, die die Wichtigkeit des Themas verinnerlicht hat, gerne mit mir zusammenarbeitet und in regem Austausch steht. Für CSR braucht es unbedingt leidenschaftliche, authentische Personen, die erkannt haben wie brisant das Thema ist. So werden wir in Zukunft noch viel mehr gemeinsam erreichen und bewegen können.