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Sagenhaft: Wandern am romantischen Rhein
Das 6. Bloggerwandern im Mittelrheintal
Den Riesling in der linken, Smartphone und Kamera in der rechten Hand lasse ich meinen Blick über das Rheintal schweifen. Vor einigen Minuten ist die Sonne untergegangen. Langsam wechselt die Farbe des Himmels von grau zu blau. In langgezogenen Bahnen spiegelt sich das warme Licht der Straßenbeleuchtung auf der Oberfläche des Rheins, der an diesem Abend im Oktober besonders ruhig zu unseren Füßen liegt.
Auf den Spuren vergangener Zeiten
Der erste Tag der sechsten „Bloggerwanderung“ der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH neigt sich dem Ende zu und ich genieße sowohl den kurzen Moment des Innehaltens als auch den Ausblick von Burg Sterrenberg. Zugleich überlege ich, wie ich die Inhalte des Tages für meine Instagram Story aufbereiten kann und wie sonderbar es sich anfühlt, auf diesem felsigen Boden zu stehen, auf dem über die Jahrhunderte verschiedenste Menschen standen und genau wie ich in dieses Tal hinabgeblickt haben.
Und dieses Tal hat viel zu bieten. Fast zu viel, wenn man es in nur knapp drei Tagen erleben und darüber berichten möchte. Wir (eine Wandergruppe aus sieben Bloggern, Journalisten und verschiedenen Vertretern der örtlichen Tourismus-Verbände) haben es uns an diesem Wochenende zur Aufgabe gemacht, die Besonderheiten dieser Region zu erkunden, um euch davon zu berichten. Dass man dafür manchmal alles gleichzeitig machen muss: Erleben, genießen, Fotos schießen, Informationen aufbereiten und veröffentlichen – das nehme ich gerne in Kauf.
Verschiedene Etappen des „RheinBurgenWegs“ (linksrheinisch – wie die Anwohner sagen) und des „Rheinsteigs“ (rechtsrheinisch) führen uns in den nächsten drei Tagen durch das Mittelrheintal. Eins ist allerdings bereits ab dem ersten Tag klar: Hinter jeder Kurve wartet eine neue Geschichte.
Unterwegs auf dem RheinBurgenWeg
Unsere erste Etappe startet am Freitag Mittag an der Römer Therme in Bad Breisig. Schon während der Zugfahrt von Bonn kann ich erste Blicke auf das Rheintal werfen. Jetzt bleiben wir kurz an der Promenade stehen, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen.
Steile Hänge rahmen den Fluss von beiden Seiten. Auf der südlichen Sonnenseite nutzen Winzer das überwiegend trockene Wetter, um erstklassige Weine zu produzieren, während sich an den nördlichen Hängen eine eher ursprüngliche Vegetation aus Büschen und Bäumen ausbreitet. „Eine wirtschaftliche Holznutzung lohnt sich an vielen Stellen nicht. Die Hänge sind zu steil. Da kommen keine Fahrzeuge hoch. Deshalb entsteht hier an vielen Orten wieder ein ganz ursprünglicher Wald“, erklärt Wanderführer und Rheinsteig-Experte Wolfgang Blum.
Von der Rheinpromenade geht es durch den Dorfkern und schließlich hinein in diesen Wald. Vor allem Buchen und Eichen haben hier ein zu Hause gefunden. An diesem Wochenende ist das Blätterdach zwar noch dicht, doch die ersten orangenen und gelben Farbtupfer heben sich bereits von ihren grünen Nachbarn ab.
In fast regelmäßigen Abschnitten lichtet sich der Baumbestand und gibt den Blick frei. Je mehr Höhenmeter wir bewältigen, desto spektakulärer die Aussicht: Schiffe, Züge, ja sogar Segelflugzeuge – der Rhein ist eine der Hauptverkehrsadern in Europa –, aber auch Schlösser, Weinberge und Wälder liegen dort vor uns.
Am Gutshof Mönchsheide beenden wir die Etappe, da für diesen Tag noch weitere Punkte auf dem Programm stehen. Eigentlich führt der Weg noch bis nach Andernach. Hier kann man zum Beispiel den größten Kaltwassergeysir der Welt besuchen. Das muss ich mir dann wohl für einen anderen Tag aufheben.
Von Geschichte und Geschichten
Denn jetzt geht es weiter zur Marksburg. Eine der ältesten Schlösser im Mittelrheintal. Und von diesen gibt es hier gar nicht mal so wenige: Mit über 65 Burgen weist die Region zwischen Rüdesheim und Bingen die höchste Burgendichte weltweit auf. Das zieht vor allem auch internationale Touristen an, berichtet Christian Kuhn, Leiter der Rhein-Nahe Touristik und erzählt folgende Anekdote: „Eine Besucherin aus Amerika wollte mir einmal fast nicht glauben, dass die Burg Stahleck bereits ca. 900 Jahre alt ist. Sie kannte Schlösser und Burgen nur aus dem Disneyland und dachte, dass wir hier ähnliche Anstrengungen unternommen haben, um diese Region für Besucher attraktiv zu gestalten.“
Dass gute Geschichten der Schlüssel zum Erfolgs sind, weiß offenbar nicht nur Walt Disney. Erzählungen wecken Emotionen und Sehnsüchte. Sie verleihen Orten Bedeutung und machen einfache Schieferfelsen zu Besuchermagneten, die Menschen aus der ganzen Welt anziehen.
Zeit für Romantik
Die Rede ist natürlich von dem Wahrzeichen der Rheinromantik: die Loreley. Der 132 m hohe Felsen hüllt sich an diesem morgen in Nebel. „Ein typisches Wetterphänomen hier im Mittelrheintal“, erklärt Karin Hünerfauth, Projektmanagerin Inlandsmarketing Wandern und Natur Rheinland Pfalz. In sternenklaren Nächten sammelt sich die Feuchtigkeit im Flusstal und so passiert es gerade im Herbst häufig, dass das Tal am frühen Morgen im Nebel liegt.
Berüchtigt unter Schifffahrern ist dieser Rheinabschnitt nicht nur aufgrund der Wetterbedingungen, sondern auch wegen der Beschaffenheit des Rheins. Der größte Fluss Deutschlands ist hier nur 90 m breit, was einem Drittel seiner normalen Größe entspricht. Die hohe Anzahl an Schiffsunglücken hat den „Loreley-Mythos“ entstehen lassen: Die wunderschöne Loreley, die oben auf dem Felsen saß, verzauberte die Schiffer mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang, sodass sie die gefährlichen Riffe, Felsen und Untiefen des Rheins vergaßen und Schiffbruch erlitten.
Aussichtsreiche Wanderung auf der „Königsetappe“
Von St. Goarshausen, wo sich auch die Loreley befindet, bis nach Kaub führt die Königsetappe des Rheinsteigs: 21,7 km Länge und 1.114 schweißtreibende Höhenmeter wollen auf diesem Weg überwunden werden. Die meisten Besucher starten die Etappe in Kaub. Wir erwandern sie von der anderen Seite (von St. Goarshausen), was meiner Meinung nach auch empfehlenswerter ist, denn hier führt der Weg abwechselnd durch Felder, Wälder und entlang der Uferkante, sodass sich immer wieder Ausblicke auf den Verlauf des Rheins eröffnen.
Leben wie ein König in der Burg Stahleck
Der dritte und leider letzte Tag unserer Bloggerwanderung führt uns zurück auf die linke Seite des Rheins nach Bacharach. Das über 1.000 Jahre alte Örtchen schmiegt sich in die Weinberge und ist Ausgangspunkt für die „Stahlberg-Schleife“ – einem 12,7 km langen Rundwanderweg, der an der Burg Stahleck startet und dann durch Wälder vorbei an Burgruinen und Schieferstollen über Weinberge schließlich wieder zurück zu seinem Ausgangspunkt führt.
Ein Tipp für alle, die gerne mal in einer Burg übernachten möchten: Die Burg Stahleck ist eine Jugendherberge und somit für alle zugänglich. Buchungen sollten allerdings gut geplant sein, denn die Burg ist (auch außerhalb der Corona Pandemie) schnell ausgebucht.
Die „Stahlberg-Schleife“ ist ein landschaftlich abwechslungsreicher, aber meiner Meinung nach nicht zu fordernder Wanderweg für einen entspannten Tagesausflug. Nach der Wanderung empfiehlt es sich, etwas Zeit für eine Einkehr einzuplanen, um die müden Füße zu entspannen und die lokalen Weine zu probieren.
Das Mittelrheintal – eine Reise wert?
Obwohl ich seit einigen Monaten am Ausgangspunkt des Rheinsteigs, in Bonn, wohne und das wandern liebe, war die Königsetappe meine erste Wanderung auf dem Rheinsteig. Ein bisheriges Versäumnis, das ich so schnell wie möglich nachholen möchte, denn das Mittelrheintal hat mehr zu bieten als ich gedacht habe. Zu viel, um es in knapp drei Tagen erleben zu können und doch genug, um den Wunsch hervorzurufen, diese Region weiter zu erkunden.
Weitere Tipps und Empfehlungen
Wer längere Aufenthalte im Mittelrheintal plant, sollte sich das Hotel „Zum Weißen Schwanen“ in Braubach und das erst kürzlich eröffnete Hotel „Papa Rhein“ in Bingen ansehen. Zwei Hotels, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das eine setzt auf Kunst und Geschichte, das andere auf Moderne und Wellness. Doch beide sind in ihrer Nische besonders und wirklich sehens- und besuchenswert.
Zur Transparenz:
In beiden Hotels durften wir im Rahmen der Bloggerwanderung kostenlos übernachten – was meine Meinung allerdings nur dahingehend beeinflusst, dass ich ansonsten wahrscheinlich eher in einem Zelt übernachtet hätte ;)
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